Dienstag, 1. Dezember 2015

Paradoxes Verhalten

Oft ging es mir so richtig schlecht. In diesen Momenten wollte ich jedoch ausschließlich mit meinem Freund zusammen sein.

Paradox oder?

Immer wenn es mir so richtig schlecht geht und meine Gedanken wieder unentwegt kreisen, möchte ich meinem Partner einfach Nahe sein. Ich möchte mit ihm kuscheln oder ihn zumindest anrufen, wenn ich gerade bei der Arbeit bin.

Es ist doch verrückt...die Gedanken drehen sich, um die Beziehung, stellen alles in Frage und trotzdem möchte man nur bei dem Partner sein, ihn umarmen...

Bei mir war es oftmals so, ich hatte diese Gedanken, es ging mir schlecht und ich wollte ihn bei mir haben. Mein Kopf sagte mir, ich will nicht bei ihm sein, ich will nicht mit ihm kuscheln und trotzdem tat ich es. Meine Therapeutin sagte meinem Partner und mir, es ist ganz wichtig die Situation, die Angst und Gedanken auslöst NICHT zu vermeiden. Was bedeutet das also?

Es bedeutet, dass trotz der quälenden Gedanken ich mich immer mit meinem Freund konfrontieren musste, sprich am Wochenende ging es während des Krankenhausaufenthaltes nach Hause in unser gemeinsames zu Hause. Ich hätte auch, um dieses quälende Gefühl "zu vermeiden" bei meinen Eltern schlafen können, das ist aber nicht Sinn der Sache. Es ist wichtig sich mit seinen Ängsten zu konfrontieren. Denn wenn man es immer und immer wieder versucht und es trotz der Gedanken "aushält", dann realisiert der Kopf irgendwann, dass die Gedanken einen nichts anhaben können. Es ist schwer und verwirrend. Aber der Partner ist nun mal der Auslöser der Gedanken, es dreht sich nur um ihn, um die Liebe zu ihm und um die Beziehung. Da könnte man meinen, dass das Schluß machen hilft, aber wie ich schon beschrieben hatte, bringt dies gar nichts. Damit versucht man aus der Situation auszubrechen, man versucht damit den Zwang und den quälenden Gefühlen auszuweichen. Das funktioniert nicht. ALSO: Die Situation nicht vermeiden! Nicht aus der Situation flüchten. Stark bleiben und das Paradoxe erst ein Mal annehmen. Versucht die Gedanken hinzunehmen! Versucht die Gedanken nicht mehr als bedrohlich und gefährlich anzusehen, denn nur deshalb fixiert sich euer Gehirn auf diese Gedanken und es kommt zum Zwang.

Ich weiß, ich wiederhole mich, aber es ist sehr wichtig zu verinnerlichen, dass das alles den Zwang am Leben hält, wenn man diese Gedanken bekämpft...

Donnerstag, 22. Oktober 2015

Gefühle analysieren und überprüfen

Zwangsgedanken sind hinterlistig und gemein. Sie suchen sich immer genau die Sachen aus, die Angst in uns auslösen. Was aber bei der Krankheit auch noch geschieht, ist das ständige analysieren und überprüfen der Gefühle.

Wir suchen in diesen Momenten vergeblich nach dem Gefühl der Liebe, wir suchen nach einem positiven Gefühl. Sobald wir jedoch anfangen unsere Gefühle zu überprüfen, ist jegliches positive Gefühl nicht zu entdecken, denn du setzt dich damit einem ständigen Druck aus und hast ständig Angst, dass du nicht das fühlst, was du eigentlich für die Bestätigung, dass du ihn liebst, brauchst.

Bei mir waren es oft immer die gleichen Versuche, um zu testen, ob ich die Liebe zu meinem Freund spüre.

"Ich habe zwanghaft versucht ihn mir vorzustellen und statt dem positiven Gefühl, bekam ich ständig Angst, dass das Ergebnis negativ wird."

"Bei jedem Kuss überprüfte ich, ob ich es nun schön finde oder nicht."

"Beim Kuscheln überprüfte ich durchgehend, ob ich mich wohl fühlte."

"Wenn ich darauf wartete, dass er mich abholte, überprüfte und analysierte ich sofort, ob ich mich freue."

"Wenn er nicht da war, überprüfte ich, ob ich ihn vermisste."

...die Liste ist sehr lang, es sind nur Beispiele. Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, dass sobald wir unsere Gefühle überprüfen und analysieren NICHTS positives bei rauskommen kann. Wie auch? Wir versuchen in dem Moment unsere Liebe zu überprüfen, jedoch haben wir solche Angst davor, wir könnten nicht das Fühlen, was wir fühlen wollen. Also was passiert in dem Moment?

DU selbst setzt dich wahnsinnig unter Druck und noch schlimmer ist es, dass die ANGST jegliches gute Gefühl von Liebe, Freuen und Vermissen überlagert!!! Es macht absolut keinen Sinn seine Gefühle zu überprüfen!!! Wer macht das denn auch? Jemand der Angst und Zweifel hat, diese Angst und Zweifel bekamen wir aber "NUR" durch unsere Zwangsgedanken! Somit beginnt alles! Das Überprüfen und Analysieren ist nur ein weiteres Symptom dieser Krankheit.

Ich weiß wie schrecklich dieses Überprüfen ist, denn wie soll man das Zusammensein mit dem Partner nur ansatzweise genießen können, wenn man den ganzen Tag nur damit beschäftigt ist, sich zu fragen "Fühlt sich das gut an, will ich ihn küssen, will ich mit ihm kuscheln, wie fühlt sich seine Nähe an???" usw... Genießen kann man dann absolut nicht mehr.

Ich rate euch, auch wenn es noch so schwer ist, hört auf eure Gefühle zu überprüfen und zu analysieren! Dieses ständige Überprüfen und sich damit beschäftigen unterdrückt alle Gefühle. Die Gefühle sind vorhanden, aber auf diese Art und Weise werdet ihr nicht an sie heran kommen.

Du selbst setzt dich damit wahnsinnig unter Druck und stehst unter Stress, gerade weil das gewünschte Ergebnis nicht "erscheint" und dann bekommst du selbstverständlich Angst und diese Angst drängt all deine "gewünschten" Gefühle weg; alles was dabei rauskommt ist nicht aussagekräftig, ist nicht das was du in WIRKLICHKEIT fühlst.

Also sei dir sicher, dieses Überprüfen hat keinen Sinn, denn es bringt nie die Gefühle zum Vorschein, die du eigentlich fühlen möchtest.

Was tust du dagegen, wie kannst du das stoppen? Auch das bedarf gewisser Übung und vor allem Zeit. Setze dich nicht unter Druck, wenn es mal nicht klappt. Sage dir einfach, wenn du wieder dabei bist deine Gefühle zu überprüfen:

  • "Ich weiß, dass es gerade nichts bringt meine Gefühle zu überprüfen, denn das Ergebnis ist verfälscht." 
  • "Stopp, ich möchte gerade weder überprüfen, noch analysieren, es bringt mir nichts." 

Manchmal kann es auch helfen ein wenig radikaler damit umzugehen und dir zu sagen:

  • "Ok, dann fühle ich mich gerade unwohl. Ich akzeptiere diesen Zustand, es hat aber nichts über meine Liebe zu sagen." 
Vielleicht findet ihr selbst noch andere Sachen, die euch dabei helfen! :) 



Oftmals führen sowohl die Zwangsgedanken als auch das Überprüfen der Gefühle zu einem paradoxen Verhalten...auf dieses Verhalten gehe ich in meinem nächsten Post ein.

Mittwoch, 21. Oktober 2015

Erzähle ich es meinem Partner?

Hier muss ich ein wenig Differenzieren. In der schweren Akutphase und dem Anfang dieser Krankheit, habe ich es unweigerlich getan. Ich habe ihm meine Gedanken erzählt. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt ja auch noch nicht, was mit mir los ist. Wir sprachen oft darüber. Oft sprachen wir darüber, weil ich das Gefühl hatte es ihm erzählen zu müssen, denn ich fühlte mich schuldig und unehrlich. Ich fühlte mich wie eine Lügnerin. Er versuchte mich so gut es eben ging zu unterstützen, versuchte mich zu trösten und abzulenken. Dass, das eben nicht so einfach ist, wissen wir ja alle.

Jetzt muss ich sagen, erzähle ich ihm sehr selten von meinen Gedanken und er fragt auch nicht danach. Warum? Weil ich bemerkt habe, dass es unserer Beziehung mehr schadet, als gut tut. Es tut ihm nicht gut und mir auch nicht, denn je mehr ich darüber spreche, desto präsenter werden die Gedanken für den Moment und desto mehr Angst verspüre ich ihnen gegenüber. Nicht falsch verstehen, wir haben wochenlang jeden Tag darüber gesprochen. Mittlerweile möchte ich das nicht mehr und er auch nicht, denn das belastet die Beziehung auf Dauer und hat es für mich auch viel schwerer gemacht eine normale Beziehung zu führen.

Er möchte sich auch nicht allzu sehr mit diesem Thema beschäftigen. Wenn ich von einem Psychologengespräch komme, sprechen wir darüber. Er möchte nicht allzu viel darüber wissen, was z.B. meine Auslöser sind, weil er sich mir gegenüber nicht verändern oder verstellen will. Am Anfang verstand ich das nicht, ich dachte es interessiere ihn nicht. Mittlerweile bin ich sehr froh darüber, denn würde er alle Auslöser kennen etc. müsste er sich wirklich verstellen und das möchte ich nicht! Ich möchte das er so ist, wie er ist, denn so liebe ich ihn.

Ich möchte damit sagen, dass es wichtig ist gerade am Anfang darüber zu sprechen, aber irgendwann sollte man dieses Thema auch nicht mehr allzu oft in die Beziehung lassen. Das dauerte wie gesagt auch bei mir lange, bis das klappte. Wenn es mir mal einen Tag so richtig scheiße geht, reden wir auch darüber, aber selbst da erzähle ich ihm nicht was genau ich für Gedanken habe. Er weiß, dass wenn ich einen schlechten Tag habe, dass es irgendetwas damit zu tun hat und tröstet mich, ist für mich da und bleibt bei mir. Das ist wunderschön! :)

Außerdem habe ich für mich erkannt, dass nicht er Schuld für meine Lage und Gedanken ist. Euer Partner ist unschuldig!!! Das ist wichtig zu begreifen! Die Zwangsgedanken und Ängste haben ihre Berechtigung, irgendetwas ist mit euch passiert. ABER es liegt ganz sicher NICHT an eurem Partner! Absolut nicht!!!

Bestätigung suchen - Vergleiche mit Anderen

Ganz beliebt bei Zwangsgedanken und Zwangskranken ist immer die Bestätigung, ob andere diese Gedanken auch kennen. Ob es normal sei, dass man so etwas denkt. Ich sage euch, JA es ist normal. Die Themen oder Hauptthemen können sich unterscheiden, aber das Elementare ist gleich. Schreibt einen Kommentar mit euren Gedanken und ich werde euch sagen, ob ich diese Gedanken kenne oder ob sie in der Situation normal sind. :)


Ich bitte euch inständig, googelt NICHT nach Antworten. Googelt nicht Schlagwörter wie,
  • was ist Liebe, 
  • woran merke ich, dass ich meinen Freund nicht mehr liebe, 
  • vermisst ihr euren Partner, 
  • freut ihr euch auf euren Partner  
die Liste ist lang! Bitte Bitte Bitte, lasst es sein! Damit gebt ihr eurem Zwang nur noch mehr Stoff, mit dem er euch verunsichern kann, mit dem er auch Angst macht. LASST ES! Ich habe diesen Fehler gemacht und glaubt mir, über ein Thema wie Liebe, findet ihr NICHTS gutes im Internet. Nein, wirklich nicht.

Warum? Weil JEDER seine eigenen Vorstellung von einer Beziehung hat und JEDER eine andere Vorstellung davon hat, was Liebe ist. Liebe definiert jeder für sich anders. Ich habe mal mit meinem Freund darüber gesprochen, was er glaubt was Liebe ist und wir hatten eine fast identische Vorstellung.

Für mich bedeutet Liebe:
  • Dem anderen zu vertrauen
  • Treu zu sein
  • Geborgenheit und Sicherheit
  • Sich wohl zu fühlen mit dem anderen
  • Ehrlichkeit 
  • Zärtlichkeit
  • Gemeinsame Unternehmnungen, die beiden Spaß machen
  • Gemeinsame Freunde zu haben
  • Schlechte Zeiten gemeinsam zu überwinden
  • Dem anderen seinen persönlichen Freiraum lassen
  • Den anderen akzeptieren, wie er ist
  • Eigene Hobbies und Interessen vom Anderen zu tolerieren und zu fördern
  • Gemeinsame Ziele zu haben (Haus renovieren, Urlaub zu Zweit etc.)
...es gibt noch mehr, aber das sind Dinge, die UNS persönlich wichtig sind und selbst bei Unterschieden, ist es kein Grund seine Beziehung in Frage zu stellen.

Worum ich euch noch bitte!!! Redet NICHT mit euren Freundinnen von euren Zweifeln, Ängsten und Gedanken. Sie werden euch nicht verstehen können und schlimmer noch, euch vielleicht noch mehr verunsichern mit Sätzen wie "Wenn du ihn nicht liebst, dann mach doch Schluß", "warum tust du dir das an, trenn dich doch einfach, wenn du dir so unsicher bist."

Das Einzige was ihr damit erreicht, ist euren Zwang wieder ordentlich Futter zu geben. Damit liefert ihr ihm eine super Vorlage, damit er euch wieder schön leiden lassen kann und verunsichern kann. Lasst auch das einfach sein!!! Es bringt rein gar nichts! Ihr müsst erkennen und akzeptieren, dass ihr krank seid und genau deshalb dürft ihr euch NICHT mit anderen vergleichen!!! 

Die nächste Frage, die ich in meinem nächsten Post beantworten werde, ist folgende...
Erzähle ich meinem Freund von meinen Zwangsgedanken und den dazugehörigen Ängsten und Zweifeln?



Aus Verliebtheit wird Liebe

Vielleicht ist es eine komische, unpassende Überschrift, aber bei mir haben meine Zwangsgedanken viel damit zu tun...deshalb möchte ich das auf keinen Fall außen vor lassen.

Mein Freund und ich waren bei Ausbruch meiner Krankheit ein Jahr und acht Monate zusammen. Er ist mein erster richtiger Freund, meine erste richtige Beziehung. Wir leben zusammen und führen ein gemeinsames Leben. Ich war wirklich noch nie so glücklich.

Es kann sein, dass dieser Post für Erfahrenere total uninteressant ist.

Beispiele aus meinem Verhalten in der Anfangszeit/Verliebtheitsphase:

  1. ich war rasend eifersüchtig wegen Kleinigkeiten
  2. ich hatte keinerlei Vertrauen, war immerzu misstrauisch
  3. ich wollte jeden Tag nur mit ihm verbringen
  4. ich habe ihn so gut wie nie alleine mit seinen Jungs feiern gehen lassen 
  5. es gab riesigen Streit, wenn er feiern gehen wollte, selbst wenn ich mitkommen sollte
  6. Ich wollte ihn immer bei mir haben
  7. ich habe ihn jeden Tag vermisst und jeden Tag freute ich mich wahnsinnig auf ihn 
  8. ich sah nur seine guten Seiten
  9. ich hatte wahnsinnige Verlustangst, selbst die Vorstellung bei der Vorstellung er könne mich verlassen, bin ich in Tränen ausgebrochen
  10. Ich kontrollierte JEDEN Tag sein Handy, er wusste es in ließ es zu, denn ich brauchte Sicherheit 
  11. wenn er viele Sachen vorhatte, war ich sauer, denn dann hatte er ja keine Zeit mehr für mich, für uns
  12. ich hasste es, wenn er betrunken war

Wie sich die Dinge verändert haben:

  1. Ich bin nicht mehr eifersüchtig, nur wenn mich etwas wirklich stört und es berechtigt ist (kommt selten vor, denn er gibt mir eigentlich überhaupt keinen Grund, manchmal kommt es aber noch hoch)
  2. Jetzt vertraue ich ihm, zu 100%
  3. Jetzt bin ich auch mal froh, was mit anderen zu unternehmen oder alleine zu sein
  4. Jetzt würde ich ihn alleine feiern gehen lassen, denn ich vertraue ihm 
  5. jetzt gehen wir häufig zusammen feiern oder treffen uns mit gemeinsamen Freunden (die gemeinsamen Freunde gab es damals nicht, denn ich hatte ja nie Lust irgendwohin zu gehen)
  6. Jetzt ist es ok, wenn er mal nicht bei mir ist
  7. Ich vermisse ihn nicht, wenn ich bei der Arbeit bin oder den ganzen Tag unterwegs bin, warum auch? Wir schlafen jeden Abend zusammen ein, ich weiß ja dass ich ihn noch sehe, dementsprechend ist die Freude auch nicht mehr so riesig. Manchmal freue ich mich sogar gar nicht, denn es normal geworden, dass er da ist
  8. Jetzt sehe ich auch seine Ecken und Kanten, ich finde nicht alles toll, manche Sachen nerven mich, ist aber auch in jeder zwischenmenschlichen Beziehung der Fall 
  9. Diese Verlustangst hat sich umgewandelt, da ich ihn nun verlassen könnte, Schutz? Ich habe diese Angst nicht mehr, denn ich habe mit ihm zusammen diese Krise überstanden, er ist geblieben. 
  10. Ich kontrolliere nicht mehr jeden Tag sein Handy, verspüre keinerlei Bedürfnis, ich vertraue ihm
  11. Jetzt ist es vollkommen in Ordnung für mich, wenn er den ganzen Samstag unterwegs ist oder auch unter der Woche. Ich freue mich sogar manchmal, denn ich kann in der Zeit was für MICH tun
  12. Wenn er absolut besoffen ist, finde ich es auch jetzt nicht super toll, aber mittlerweile trinke ich einfach mit und wir haben super viel Spaß zusammen 
Diese ganzen Veränderungen, moment Mal, POSITIVEN Veränderungen, haben mich zu tiefst verunsichert, plötzlich zweifelte ich deshalb an der Liebe zu ihm. Plötzlich war ich mir nicht mehr sicher. ABER, als mir das klar wurde, dass es völlig normal und vor allem GESUND ist, habe ich erkannt, dass wir jetzt eine gesunde und viel harmonischere Beziehung führen, dass sich meine Verliebtheit zur LIEBE entwickelt hat. Der Zwang sieht das natürlich völlig anders und möchte euch mit all diesen Sachen versuchen einzureden, dass es eben nicht normal sei, dass das alles Anzeichen sind, dass man seinen Partner nicht mehr liebt. Was für ein Quatsch!!!

Ich möchte euch die Angst vor diesen Veränderungen nehmen, denn sie sind gesund und elementar wichtig für eine funktioniernde Beziehung!!! Diese Veränderungen bedeuten nicht, dass er euch plötzlich egal ist, es bedeutet, dass ihr euch eurer gegenseitigen Liebe sicher seid. Es bedeutet, dass ihr gerade einen wichtigen Entwicklungsprozess durchmacht, den es in jeder guten Beziehung irgendwann gibt.

Nochmal, es ist super wichtig, zu verstehen, dass all die Veränderungen sich positiv auf eure Beziehungen auswirken, es hat nichts mit eurer Liebe zu eurem Partner zu tun!!! Es ist die normale und nötige Entwicklung!!!

Tut mir leid für das wiederholen, aber das war für mich sehr wichtig, dass ihr das verinnerlicht! 






Die Auslöser der Zwangsgedanken

Ich nenne sie, die Auslöser der Zwangsgedanken. Sie sind gemein und unvorhersehbar. Am Anfang gab es überall Auslöser, egal wohin ich sah. Ich spreche nun von den Auslösern, die meinem Zwang immer sofort auffallen und mich versuchen zu verunsichern.

Mein erster Auslöser: Wenn ich keine Lust auf Sex habe, dann spingt, wie ein automatisierter Mechanismus der Gedanke in meinen Kopf "Du hast keine Lust auf ihn, also da hast du den Beweis."...tja mittlerweile habe ich auch diesen Gedanken gut im Griff. Ich versuche mich darauf zu besinnen, dass es NUR ein Gedanke ist und das es weder schlimm, noch irgendetwas zu bedeuten hat, wenn ich mal keine Lust habe. Wenn man eine gewisse Zeit schon zusammen ist, ist es sogar normal!

Zweiter Auslöser: Wenn wir mal schweigend auf der Couch liegen oder am Tag über nichts "Besonderes" gesprochen haben, kommt fast immer der Gedanke "Guck ihr habt euch nichts mehr zu sagen, ihr führt keine tiefgrünndigen Gespräche, ihr passt einfach nicht zusammen." Auch da versuche ich den Gedanken hinzunehmen, versuche mir selbst, nicht dem Gedanken zu sagen. "Auch das ist normal, es gibt nicht jeden Tag etwas besonderes zu besprechen, es gibt auch Tage an denen ich einfach keine Lust habe zu reden."

Dritter Auslöser: Ich stehe vor der Entscheidung, treffe ich mich mit einer Freundin oder fahr ich direkt nach Hause und verbringe den Abend mit meinem Freund. Gedanke folgt sofort: "Wenn du in Erwägung ziehst, lieber erst was mit deiner Freundin zu machen und dann erst nach hause zu fahren, dann ist das der Beweis." Danach sage ich mir selbst, ja und? Ich rede nun mal gerne mit meinen Freundinnen. Ist doch kein Problem. Mein Freund und ich sehen uns jeden Tag, wir wohnen zusammen.

Vierter Auslöser: Tatsache ist, mit Freundinnen kann ich oft viel besser über gewisse Sachen sprechen, als mit meinem Freund. Viele Dinge interessieren Männer einfach nicht so sehr. Das ist ja nichts Neues und war auch schon immer so. Automatisierter Gedanke "Du kannst viel besser mit deinen Freundinnen sprechen, ihr passt halt einfach nicht zusammen."


Ich könnte noch mehrere Beispiele erläutern. Es geht mir allerdings nur darum euch verständlich zu machen, dass es immer wieder Auslöser geben wird. In einem Film, in einem Buch, in einem Gespräch mit einer Freundin. Immer wieder sucht sich der Zwang Möglichkeiten euch zweifeln zu lassen. Lasst euch nicht darauf ein. Fangt keine Diskussion an.

Meine vier Beispiele könnten den Eindruck erwecken, ich rede ja doch irgendwie gegen meine Gedanken an, bedingt stimmt das auch, aber auch nur, weil ich mittlerweile meine Angst vor diesen Gedanken so gut wie verloren habe und ich mich schnell auf die Realität besinnen kann, sprich ich weiß, wie eine gesunde funktioniernde Beziehung funktioniert und das es nicht im geringsten schlimm ist oder etwas zu bedeuten hat, wenn ich mich mit meinen Freundinnen gerne treffe, oder wir nicht jeden Tag 3 Stunden miteinander plaudern etc.

Ich glaube, aber dass meine vier Beispiele klar machen, dass dies alles normale Zustände in einer Beziehung sind, dass alles sich in Beziehung verändert...

Veränderungen und deren resultiernden Unsicherheiten wird mein nächster Post beinhalten...

Wie gehe ich mit den Zwangsgedanken um und lebe damit?

Nicht, dass ihr mich falsch versteht, ich habe auch "lange" gebraucht um ein halbwegs normales bis zu einem guten Leben zurückzufinden. Irgendwann begann der Umschwung und ich konnte mich während des Krankenhausaufenthaltes mit Gesprächen, Medikamenteneinstellung und Belastungsproben über das Wochenende an diese Krankheit gewöhnen, lernen damit umzugehen und wertvolle Tipps meiner Psychologin umsetzen. Es bedarf einiger Übung und mit Rückschlägen ist zu rechnen.

Nach sechs Wochen Krankenhausaufentahltes wurde mir vorgeschlagen mich bald zu entlassen. Ich würde mit Sicherheit wieder in mein Leben zurück kehren können und die Anfordnungen meistern. Alle waren sich sicher, also die Ärzte! Ich war mir da absolut nicht sicher, ich hatte Angst davor. Angst, dass alles wieder schlimmer wird, sobald ich wieder zu Hause war.

Gedanken wie,

  • "Ich bin nur in Krankenhaus gegangen, um nicht Schluß machen zu müssen." 
  • "Spätestens,  wenn ich wieder zu Hause bin, erkenne ich, dass ich mich trennen muss."
  • "Ich kann das nicht."
  • "Was ist, wenn ich es zu hause nicht aushalte und nach einer Woche wieder ins Krankenhaus muss."
  • "Ich kann mit diesen Gedanken keine Beziehung führen."
  • "Wie soll ich mit solchen Gedanken, je wieder so werden, wie vorher." 

...waren präsent. Ich hatte große Zweifel es hinzubekommen, denn meine Zwangsgedanken waren da, ich hatte immer noch Angst vor ihnen, immer noch Angst ich würde es nicht schaffen. Trotzdem, ich wurde entlassen. Alle freuten sich, ich konnte mich zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich freuen, denn ich hatte wie gesagt immer noch unwahrscheinlich viel Angst. Nach dem Krankenhausaufenthalt, blieb ich noch 2,5 Wochen zu Hause, denn direkt wieder Arbeiten zu gehen, war noch undenkbar. Ich suchte mir eine Psychologin, bei der ich immer noch ein Mal die Woche einen Termin habe. So weit so gut...

Um die eigentliche Frage zu beantworten, muss ich nochmal ein Stück zurück gehen, ich habe ja schon beschrieben, wie sich die Zwangsgedanken entwickeln. Es hat alles mit der Angst vor den Gedanken zu tun, also was gilt es zu schaffen? Die Angst vor den Gedanken zu verlieren. Und wie macht man das? In dem man sich immer wieder vor Augen führt, dass es eine Krankheit ist, in dem man die Gedanken "ganz einfach" (ich weiß es ist super schwer) hinnimmt und ihnen keine weitere Beachtung schenkt.

D.h., wenn ein Zwangsgedanke kommt, wie zum Beispiel "Ich liebe ihn nicht mehr, weil er mich manchmal nervt." dann nimm diesen Gedanken wahr! Werde dein Beobachter, beobachte deine Gedanken, ABER mit Abstand. Versuche sie nicht zu bewerten, denn dein Bewertungssystem ist falsch programmiert. Der Gedanke ist da und du kannst nichts dagegen tun! Du wirst immer wieder diese Art von Gedanken haben, du kannst dich damit abfinden oder eben auch nicht. Du hast nun also zwei Möglichkeiten. Entweder du nimmst diesen Gedanken hin, ohne ihn zu bekämpfen, oder du schenkst diesem Gedanken wieder deine volle Aufmerksamkeit, bekommst Panik und schon folgen x andere Gedanken. Welche Variante ist nun besser? Das ist verdammt schwer ich weiß und am Anfang erscheint es einem unmöglich, den Gedanken nicht zu viel Bedeutung zu geben. Aber es geht! Mit viel Übung und Geduld!

Ganz oft wurde mir auch im Krankenhaus gesagt, "Lenken Sie sich ab." Bei diesem Satz wäre ich am liebsten an die Decke gesprungen, denn ich konnte mich nicht ablenken, es ging nicht!!! Ich konnte mich weder auf das Lesen konzentrieren, noch mich mit irgendwelchen Filmen ablenken, denn in jedem verdammten Film geht es doch um Liebe! Irgendwann als ich WIRKLICH verstanden habe, wie mein Kopf nun funktioniert und ich es WIRKLICH akzeptiert habe und viele Gedanken nur noch an mir vorbeiziehen lassen habe, konnte ich mich auch wieder auf andere Sachen konzentrieren. Ich konnte mich auf Gespräche konzentrieren, ich konnte lesen und ich konnte auch wieder Filme schauen, bei denen es zwar um Liebe ging, aber ich gab den auftretenden Zwangsgedanken nicht mehr viel Beachtung. 

Versteht mich nicht falsch, das alles geht nicht von heute auf morgen, es ist ein Prozess, ein langer Lernprozess, aber ihr schafft das. Ich dachte damals meine Situation ist aussichtslos und ich könne nie wieder glücklich sein, aber das stimmt nicht! Mir geht es gut, ich habe noch meine Tiefphasen, aber im Großen und Ganzen geht es mir gut und die meiste Zeit, kann ich gut mit meinen Gedanken umgehen. Und glaubt mir vor ein paar Monaten, hätte ich das im Leben nicht gedacht!
 
















Zwangsgedanken akzeptieren

Nachdem ich erfahren habe, was wirklich mit mir los ist, begann die eigentliche Arbeit...Mir war nun bekannt, was sich in meinem Kopf abspielte, jedoch konnte ich es noch nicht wirklich realisieren und vor allem nicht akzeptieren. Ich konnte es mir nicht ein Mal wirklich erklären, geschweige denn anderen, wie meinem Freund erklären. Ich versuchte es, aber trotzdem konnte ich es irgendwie noch nicht einordnen.

In meinem vorigen Post erzählte ich ja schon, dass ich meinen Freund nach der Diagnose sofort angerufen habe. Ich habe es ihm versucht irgendwie zu erklären, aber so richtig verstehen konnte er es noch nicht, wie auch? Ich verstand es ja selbst nicht wirklich... Meine Psychologin und dafür bin ich sehr dankbar, bot mir ein ein Gespräch mit mir und meinem Freund zu führen, um ihm genau zu erklären, was los ist. Mein Freund, war trotz Trennung dazu bereit. Er kam ins Krankenhaus...das war die erste Begegnung nach der Trennung. Er küsste mich nicht zur Begrüßung wie sonst immer, das tat mir weh und ich sagte ihm, dass mir alles sooo leid täte und ich mit ihm zusammen sein möchte. Und er verzieh mir! Wir führten das Gespräch mit meiner Psychologin und auch wenn er meine Krankheit nicht wirklich nachvollziehen kann, verstand er worum es ging. Wir besprachen mit meiner Psychologin, dass ich dieses kommende Wochenende nicht zu Hause übernachten sollte, jedoch den ganzen Samstag und den ganzen Sonntag nach Hause konnte.

An dem Wochenende fuhren wir zum Strand. Zum ersten Mal fühlte ich den Druck auf meiner Brust nicht mehr, die Angst nicht mehr. Jedenfalls nicht durchgängig. Es war schön, zum ersten Mal nach 5 Wochen, ging es mir ein wenig besser und ich weiß wie lange fünf Wochen sein können!

Es sind noch so viele Dinge mehr passiert, aber ich möchte hier nicht meine komplette Leidensgeschichte erzählen, sondern auch Tipps geben.

Wie ich vorhin schon sagte, die eigentliche Arbeit begann mit der Diagnose. Ich musste irgendwie versuchen gegen diese Gedanken anzugehen. Bei jedem negativen Gedanken begann ich einen inneren Dialog zu führen, in dem ich meinen Zwangsgedanken widersprach, doch genau das ist ein Fehler. Das macht es nur noch schlimmer. Mein Problem war, dass ich nicht mehr wusste, wie ein normaler Mensch über normale Dinge nachdenkt. Ich hatte es vergessen. Ich dachte nicht über die Arbeit nach, ich dachte nicht über meine Freunde oder Erlebnisse nach. Es waren nur meine Zwangsgedanken im Kopf. Wie ein Tinitus, der nicht aufhören wollte. Umso mehr ich mir verboten habe darüber nachzudenken, umso mehr dachte ich darüber nach, ein Teufelskreis!!!

Irgendwann bemerkte ich jedoch eine Veränderung meiner Gedanken...und somit komme ich zu Phase 2, die Beweisführung des Zwangs. Ständig suchte der Zwang nach Beweisen, warum ich ihn nicht mehr lieben könnte. Es kamen Gedanken, wie:

  • "Ich mag nicht, wie er redet."
  • "Ich mag nicht, wie er lacht."
  • "Ich mag nicht, wie er aussieht."
  • "Er ist eigentlich nicht klug genug."
  • "Er ist langweilig"
  • "Wir reden viel zu wenig."
  • "Wir reden gar nicht über tiefgründige Sachen"
  • "Wir haben nichts Gemeinsam"
  • "Ich mag seine ganze Art und Weise nicht."
  • "Manchmal ist er mir peinlich." 
...ich könnte noch viele andere Beispiele nennen....

Komisch fand ich auch den Mechanismus, wenn andere irgendetwas schlechtes über irgendetwas gesagt haben, brachte ich es direkt mit meinem Freund in Verbindung. Das alles verunsichert natürlich sehr und macht Angst.

Ich weiß nicht mehr zu welchen Zeitpunkt es war und was bei mir passiert ist, aber ich begann langsam, wirklich langsam die Krankheit zu verstehen und zu akzeptieren. Ich fragte mich immer wieder selbst "Wie gehen denn aber diese Gedanken weg, was muss ich tun, damit sie verschwinden und ich meine Beziehung wieder normal führen kann???" berechtigte Frage oder?

In meinem nächsten Post beschreibe ich, wie ich gelernt habe, mit den Zwangsgedanken zu leben...

Zwangsgedanken oder Realität? - Ist die Trennung wirklich die Lösung?

Das gemeine an diesen Zwangsgedanken ist, dass der Zwang oft in Frage stellt, ob dies wirklich Zwangsgedanken sind oder ob es nicht wirklich die Realität ist.

Oft Zweifeln wir an dieser Tatsache. Ich kann hier nur ausdrücklich sagen, dass dies ein erneuter Versuch des Zwangs ist uns zu verunsichern. Damit hat er natürlich auch oft Erfolg, gerade wenn wir diese Krankheit erst vor Kurzem bekommen haben oder eigentlich noch gar nicht richtig verstehen, was mit uns los ist.

Aber auch "erfahrene" Leidende werden vom Zwang oft versucht durch diesen Gedanken "Sind es wirklich Zwangsgedanken" verunsichert.

Deshalb...ja, es sind Zwangsgedanken! Es ist nicht die Realität! In meiner schwersten Phase dieser Krankheit musste ich oft feststellen, dass sich meine Gedanken im Kreise drehten. Aber auch hier gab es doch gewisse "Phasen", die ich bei mir persönlich festgestellt habe.

Phase 1: Noch bevor ich die Diagnose bekommen habe, hatte ich Angst und Panik. Meine Gedanken drehten sich z.B. darum:

  • "Ich liebe ihn nicht mehr", 
  • "Ich MUSS mich trennen", 
  • "Wie kann ich ihm das nur antun",
  • "Das hat er nicht verdient",
  • "Ich bin so schrecklich", 
  • "Was ist mit mir passiert",
  • "Ich halte es nirgends mehr aus".
In dieser Phase bin ich ja tatsächlich im Krankenhaus gelandet. Vier Wochen hat es gebraucht, um die Diagnose zu stellen. Am Anfang hieß es "Sie haben eine Lebenskrise, eine Depression." Mein Gefühl sagte mir aber permanent, dass es noch etwas anderes sein musste, nur wusste ich nicht was. Ich kannte diese Art von Zwang nicht und hatte vorher nie etwas davon gehört. Im Laufe der vier Wochen, hatte ich natürlich Kontakt zu meinem Freund, wir haben uns auch gesehen und er ist mit mir zu uns nach Hause gefahren, in der Zeit in der wir Patienten raus durften.

Während einer Belastungsprobe über das Wochenende (Samstag auf Sonntag), hielt ich es irgendwann nicht mehr aus, denn mein Zwang sagte mir: "Du bist so falsch und unehrlich, liegst neben ihm, kuschelst mit ihm, aber eigentlich liebst du ihn gar nicht mehr, du musst dich trennen". Das schlimme ist, ich habe es getan. Ich habe es Sonntag nicht mehr ausgehalten. Ich habe mich getrennt, ihm gesagt, dass ich zu meinen Eltern ziehen werde und das es vorbei ist. Wir saßen fünf Stunden weinend auf unserer Couch. Ich wusste nicht was geschah. Ich war irgendwie erleichtert und trotzdem weinte ich um unser gemeinsames Leben.

Er brachte mich nach FÜNF Stunden, denn ich wollte nicht weg von ihm, zu meinen Eltern. Ich klärte alles mit Ihnen ab, wie wir den Umzug in die Wege leiten etc. das alles aber unter Tränen. Meine Mutter glaubte nicht, dass es etwas mit meiner Liebe zu ihm zu tun hat, von Anfang an glaubte sie das nicht. Sie sagte immer "Es ist etwas anderes was dich quält". Sie brachten mich abends wieder ins Krankenhaus. Die Erleichterung von der ich vorhin sprach, war schon lange wieder verschwunden, denn die Gedanken und die Angst blieben. Die Trennung war nicht meine Erlösung wie ich dachte, sie hatte nichts gebracht, mir ging es immer noch nicht besser, wenn nicht sogar schlechter!!!

Montagmorgen, Visite, mein Arzt und meine Psychologin kamen rein und ich brach zusammen, ich erzählte ihnen alles, dass ich mich getrennt habe etc.. es mir aber nicht besser ging. Ich hatte am gleichen Tag noch ein Psychologengespräch (zum Glück) und da war sie ENDLICH,
DIE DIAGNOSE ZWANGSGEDANKEN! Ich rief natürlich sofort meinen Freund an, erzählte ihm alles, aber wirklich erklären konnte ich es ihm nicht, denn so richtig verinnerlicht und verstanden habe ich das alles zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Ich hörte nur wie meine Psychologin zu mir sagte und das war auch das Einizige was für mich zählte. "Sie lieben ihren Freund, sie haben Zwangsgedanken, die sich leider gegen ihre Beziehung gerichtet haben."

Wie dann alles weiterging schreibe ich euch in meinem nächsten Post...

Montag, 19. Oktober 2015

Wie entwickeln sich Zwangsgedanken?

Ich persönlich fand es sehr wichtig für mich in meinem Genesungsprozess zu verstehen, wie sich diese Zwangsgedanken entwickelt haben...

Gerade bei dieser Thematik ist es doch oft schwer nachzuvollziehen, warum denke ich sowas, ist es richtig oder falsch so etwas zu denken, ist da etwas Wahres dran oder nicht? Die Liste der Fragen ist lang... ich werde es so verständlich wie möglich formulieren und bei Fragen oder Anmerkungen, bitte ich euch einfach einen Kommentar zu hinterlassen.

Zu aller erst möchte ich sagen, dass sich der Zwang IMMER das aussucht, was für dich am Wichtigsten in deinem Leben ist. Es ist egal, wie gut deine Beziehung ist oder war. Es kann jeden treffen. Wie ich in meinem vorigen Post schon geschrieben habe, kam mir als erster Gedanke "Ich freue mich ja gar nicht auf ihn." Das war für mich ein Schock. Ich habe mich so sehr über diesen Gedanken erschrocken, dass mein Gehirn sich an diesem Gedanken festgeklammert hat. Denn, wenn ich sowas schon denke und mir dieser Gedanke auch noch Angst macht, dann MUSS doch etwas wahres dran sein! So kam es dazu, dass sich meine Gedanken nur noch um eine Lösung bemüht haben. ABER auf die Frage Liebe ich sie/ihn noch, gibt es keine klare Antwort bzw. gibt es keine 100% Sicherheit. Der Gedanke selbst wurde von dir falsch bewertet. Er wurde als bedrohlich bewertet.

Sobald wir anfangen unsere Gedanken falsch zu bewerten, Angst vor Ihnen zu haben oder sie als bedrohlich anzusehen, entwickeln sich die Zwangsgedanken. Sie entwickeln sich nicht nur, sie werden sogar schlimmer und präsenter. Irgendwann fühlen wir uns machtlos, unseren Gedanken ausgeliefert und ohnmächtig. Ich habe mich während der akuten Zeit ständig gefragt, was dieses komische Gefühl in meiner Brust ist, ich konnte es nicht sagen. Ich beschrieb es immer als einen durchgehenden Schmerz.

Heute, wo ich die Dinge klarer sehe, ist mir bewusst geworden, dass ich in einem sogenannten Schockzustand war. Es war kein Schmerz den ich spürte, jedenfalls nicht hauptsächlich, es war ANGST. Es war große Angst. Ich fühlte mich wie betäubt, nicht mehr Herr meiner Lage, diesen Gedanken völlig ausgeliefert. Ich dachte wirkich, dass ich meinen Freund nicht mehr liebe. Ich fühlte nichts mehr, außer diese Angst. Ich fühlte rein gar nichts. Dementsprechend konnte ich auch die Gefühle für meinen Freund nicht spüren, denn die Angst überlagerte jegliches andere Gefühl. Es war egal wo ich war und mit wem ich war, die ersten Wochen ging es mir nicht besser. Mir ging es auch nicht besser, als ich mit meinem Freund zusammen war, was meine Zwangsgedanken nur noch bestätigte und mir sagten "Schau, das ist der Beweis, da hast du ihn." Da ich damals nicht klar denken konnte, sah ich auch nicht, dass es völlig normal war, dass ich keine anderen Gefühle spüren konnte, als die Angst.

Jeder Mensch, der in einer langjährigen Beziehung lebt, hat sich schon mal die Frage gestellt, "Liebe ich sie/ihn noch?, "Bin ich wirklich glücklich mit ihr/ihm?", Ist er oder sie wirklich die Richtige?" usw. Der kleine, aber doch sehr gravierende Unterschied ist, dass "normale" Menschen, diese Gedanken hinnehmen, vielleicht ein wenig darüber nachdenken und ihn später abhaken und sich nicht in Angst und Panik versetzen lassen. Jemand, der sich diese Frage wirklich stellt und zu dem Entschluss kommt, dass er seinen Partner nicht mehr liebt, hat KEINE ANGST vor diesen Gedanken, sondern setzt sich damit auseinander. Natürlich, kann man traurig feststellen, dass die Gefühle füreinander nicht mehr reichen, ABER man würde nicht in Panik geraten, plötzlich nicht mehr wissen, was mit einem los ist, denn man würde wissen, was los ist. Eine Trennung ist immer schwer, selbst für den, der sie in die Wege leitet, jedoch LEIDET diese Person NICHT im Entferntesten so wie wir mit rOCD.

Ich hoffe ich habe es einigermaßen verständlich gemacht.

Hallo liebe Mitleidende

Ich habe lange hin und her überlegt, ob ich einen eigenen Blog führen möchte. Heute ist es so weit und ich habe mich dazu entschieden diesen Blog zu eröffnen. Ich möchte im Voraus klarstellen, dass ich keine Psychologin bin. Ich schreibe hier lediglich über meine Erfahrungen und über Dinge, die mir persönlich geholfen haben und was ich erlebt habe.

Irgendwie ist es ein großer Wunsch von mir diesen Blog "Zwangsgedanken - Liebe ich meinen Partner noch?" zu erstellen, da ich es selbst sehr hilfreich gefunden hätte etwas auf Deutsch zu diesem Thema zu finden. Außerdem würde ich meine Erfahrungen mit dieser Krankheit gerne mit euch teilen, um meinen Verarbeitungsprozess voran zu bringen und euch vielleicht ein paar hilfreiche Tipps zu geben.

Wie alles begann?!

Dieses Jahr war ein sehr schwieriges Jahr für mich und meinen Partner. Denn ich bekam die Diagnose Zwangsgedanken. Ich hatte Angst davor meinen Partner nicht mehr zu lieben. Hätte mir jemand das vor einem Jahr erzählt, hätte ich ihn wahrscheinlich ausgelacht, denn ich war so glücklich mit meinem Freund...bis Anfang Mai diesen Jahres. Da begann alles, meine persönliche Hölle.

Eines Tages sprang mir förmlich ein komischer Gedanke in meinen Kopf. "Ich freue mich gar nicht, wenn er von der Arbeit nach hause kommt." Von dem ersten Gedanken kam ich zwangsläufig zu dem Gedanken "Vielleicht liebst du ihn einfach nicht mehr." Für mich brach eine Welt zusammen, denn ich war noch nie so glücklich mit jemandem.

Ab dem Zeitpunkt verschlimmerte sich alles dramatisch. Zwei Tage nach diesem ersten heimtükischen und beängstigenden Gedanken ließ ich mich bei der Arbeit krankschreiben, denn ich konnte weder essen, schlafen geschweigedenn mich konzentrieren. In meinem Kopf drehte sich alles nur noch um diese Frage, 24 Stunden am Tag. Ich muss euch sicherlich nicht erzählen, wie schrecklich das ist. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht was mit mir los ist, also verschlimmerte es sich immer mehr. Ich spürte nur noch blanke Panik.

Nach einer für mich sehr harten Woche, entschied ich mich ins Krankenhaus zu gehen, denn ich habe erkannt, ich kann mir gerade nicht mehr helfen und mein Freund und meine Eltern konnten dies auch nicht. Ich war ganze 8 Wochen im Krankenhaus. Vier Wochen nachdem ich ins Krankenhaus gekommen bin, bekam ich die Diagnose Zwangsgedanken. Während dieser vier Wochen, in denen ich nicht wusste, was mit mir geschieht, ging es mir sehr sehr schlecht. Ein typischer Begleiter von Zwangsgedanken sind Depressionen, die bei mir auch zu aller erst diagnostiziert worden sind.

Nachdem ich langsam zu verstehen begann, was ich habe, warum sich 24 Stunden am Tag meine Gedanken nur um das Thema "Liebe ich ihn noch" kreisten, wurde es langsam, wirklich sehr langsam besser.

Wie es sich verbessert hat, erzähle ich noch...im nächsten Post geht es mir darum erst ein Mal zu erklären, wie sich Zwangsgedanken entwickeln.